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Schlechte Zeit für Schnäppchen-Häuser

Seit Jahren führt die hohe Immobiliennachfrage in Deutschland zu Rückgängen im Zwangsversteigerungsmarkt.


Rheinische Post, Stefan Mülders 7.8.2017

 

Günstige Zinsen führen immer noch dazu, dass Immobilien-Makler und Banken von ihnen angebotene Objekt nur sehr selten lange im Bestand haben. Das wirkt sich auch auf den Markt der Zwangsversteigerungen aus. Für derartige Immobilien ist der Ratinger Argetra-Verlag mit seinen regelmäßigen Zusammenstellungen die erste Informationsadresse. Im Halbjahresrhythmus veröffentlicht der Fachverlag zudem die Bilanzzahlen für den deutschen Markt und stellt dabei wiederholt einen Rückgang der Gerichtstermine und damit sinkende Chancen für Schnäppchenjäger fest. "Die politisch gewollte Niedrigzinsphase und die daraus resultierende hohe Nachfrage nach Immobilien allgemein hat daran einen wesentlichen Anteil", stellt Argetra-Geschäftsführer Axel Mohr fest. "Bei einer exemplarischen Analyse haben wir festgestellt, dass nur etwa die Hälfte der eröffneten Verfahren überhaupt im Gerichtssaal ankommen. Demnach können Banken die andere Hälfte der Immobilien bereits vorher freihändig verkaufen." Das führt allgemein zu einem Rückgang der Versteigerungstermine und damit auch zu sinkenden Gesamterlösen. Deutschlandweit sank das Gesamtvolumen im Vorjahresvergleich um 15,5 Prozent (zirka 400 Millionen Euro) auf 2,27 Milliarden Euro. Die einzelnen Verkehrswerte aber stiegen um durchschnittlich 160.000 Euro pro Objekt. Die Anzahl der Termine sank bundesweit von 17.091 auf 14.157. "Seit 2012 wertet Argetra pro Jahr tausende Gutachten aus. Relevant sind hierbei unter anderem die angesetzten Liegenschaftszinsen, Bodenrichtwerte und Verfahrensdauern." So lassen sich auch die Verkehrswerte für zukünftige Versteigerungen einschätzen und steigende oder fallende Werte prognostizieren. Die Zwangsversteigerungstermine werden von dem Ratinger Unternehmen monatlich im hauseigenen Versteigerungskalender sowie in einer Online-Datenbank mit tagesaktuellen Daten veröffentlicht.


Im Kreis Mettmann ist die Zahl der rückläufigen Termine über alle vier Amtsgerichtsstandorte betrachtet nicht ganz so signifikant, stellt sich im Detail aber sehr unterschiedlich dar. Auf den ganzen Kreis betrachtet ist die Zahl der Termine von 83 auf 81 für die ersten sechs Monate gefallen (-2,41 Prozent). Die Verkehrswerte sanken zusammengerechnet von 16,46 Millionen Euro auf 15,67 Millionen (-4,78 Prozent). Das Amtsgericht Ratingen hat an den Terminen mit einem Plus von 35,7 Prozent (19 zu 14) wesentlichen Anteil.

Die Summe der Verkehrswerte sank hier allerdings von 4,6 Millionen auf 3,9 Millionen. Langenfeld wies ebenfalls ein Plus bei den Terminen (22 zu 20) auf, hier stiegen aber auch die summierten Verkehrswerte: Statt 3,9 Millionen waren es im ersten Halbjahr 2017 ganze 5,1 Millionen Euro.


In Mettmann fiel die Zahl der Termine von 16 auf elf (-31,25 Prozent), die Summe der Verkehrswerte veränderte sich von 2,4 Millionen auf 2,1 Millionen Euro. In Velbert wurden vier Termine weniger verhandelt (29 statt 33), die Verkehrswerte sanken von 5,6 Millionen auf 4,7 Millionen Euro.